Synnöve Solbakken by Björnstjerne Björnson

Synnöve Solbakken by Björnstjerne Björnson

Autor:Björnstjerne Björnson [Björnson, Björnstjerne]
Die sprache: deu
Format: epub
Tags: Erzählung, Übersetzung
veröffentlicht: 1910-12-31T23:00:00+00:00


»An die hochgeschätzte Jungfrau Synnöve, Tochter des Guttorm Solbakken.

Wenn Du diese Zeilen gelesen hast, so soll es aus sein zwischen uns beiden. Denn ich bin nicht der Mann, der für Dich bestimmt ist. Unser Herrgott sei mit uns beiden.

Thorbjörn, Sohn des Sämund Granliden.«

Sechstes Kapitel

[197] Synnöve hatte an dem Tage, nachdem Thorbjörn auf der Hochzeit gewesen, von dem Vorfall erfahren. Sein jüngerer Bruder war mit der Nachricht[197] auf die Alm gekommen; aber Ingrid hatte ihn auf dem Flur abgefaßt und ihm eingeschärft, wie weit er erzählen solle. Synnöve wußte also nicht mehr, als daß Thorbjörn mit Wagen und Ladung umgekippt, dann nach Nordhoug um Hilfe gegangen und dabei mit Knud in Streit geraten war; er habe etwas abgekriegt, liege auch zu Bett; aber es sei nicht gefährlich. Eine Geschichte, die Synnöve mehr böse als traurig stimmte; und je mehr sie darüber nachdachte, desto mutloser wurde sie. Wie fest hatte er ihr versprochen, sich so zu benehmen, daß ihre Eltern nichts gegen ihn sagen konnten! Aber auseinanderbringen sollte das ihn und sie doch nicht!

Die Verbindung zwischen Tal und Alm war spärlich, und die Zeit dehnte sich, bis Synnöve weitere Nachricht bekam. Die Ungewißheit drückte sie schwer; Ingrid wollte auch nicht wiederkommen, – es mußte also etwas besonderes vorgehen. Sie war abends nicht mehr in der Stimmung zu singen, um das Vieh nach Hause zu locken, und schlief nachts nicht gut, weil ihr Ingrid fehlte. Dadurch war sie am Tage müde, und somit wieder ihr Herz nicht gerade leichter. Sie ging umher und wirtschaftete, scheuerte Kübel und Töpfe, machte Käse, setzte Milch an, aber ohne rechte Freude an der Arbeit, und Thorbjörns jüngerer Bruder, sowie der andere Junge, die zusammen hüteten, hielten es nun für ausgemacht, daß mit ihr und Thorbjörn etwas los sein müsse, und das gab ihnen oben auf der Weide Stoff für vieles Gerede.

Am Nachmittag des achten Tages, seit Ingrid nach Hause gerufen worden, verspürte Synnöve stärkere Herzbeklemmung denn je. Nun war schon soviel Zeit vergangen, und sie hatte noch immer keine genaue Nachricht. Sie ließ ihre Arbeit liegen und setzte sich hin, um auf das Kirchspiel hinunterzuschauen; das gab ihr etwas wie einen Zusammenhang mit denen unten, und ganz allein mit sich mochte sie nicht sein. Dabei wurde sie müde, legte den Kopf auf den Arm und schlief[198] sofort ein; aber die Sonne stach und ihr Schlaf war sehr unruhig. Sie glaubte sich zu Solbakken in der Bodenkammer, wo ihre Sachen standen und sie gewöhnlich schlief; die Blumen dufteten so schön zu ihr hinauf; aber nicht mit dem Duft wie sonst; mehr wie Heidekraut. Woher mag das wohl kommen? dachte sie und sah durch das offene Fenster. Ja, da stand Thorbjörn unten im Garten und pflanzte Heidekraut ein. »Aber, Liebster, warum tust Du das?« fragte sie. »Die Blumen wollen nicht wachsen«, sagte er und ließ sich nicht stören. Da tat es ihr um die Blumen leid, und sie bat ihn schließlich, sie ihr heraufzubringen. »Ja, gern«, antwortete er, sammelte die herausgezogenen Blumen und machte sich auf den Weg; aber nun saß sie gar nicht mehr in der Bodenkammer, denn er konnte sofort zu ihr.



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